Woche 3 – 26.2.-3.3.2024

Gedanken im Bad – Montag, 26.02.2024

Da stehe ich im Bad und denke nach, während ich tue, was man im Bad so tut. Es ist sehr später Vormittag – und schon wieder höre ich vor meinem inneren Ohr böse Stimmen, dass wir wieder so spät dran sind -, doch schließlich sind wir im Urlaub und folgen unserem ganz eigenen Rhythmus. Keine Verpflichtungen, ganz in der Ruhe.

Ich bin also immer noch im Bad. Hier kommt das Lampen-Licht von oben und lässt mich „ungünstig“ oder (ganz deutlich gesagt) schlagartig 20 Jahre älter aussehen. Und ich denke darüber nach, wie ich eigentlich alt werden möchte. Beziehungsweise: Wie möchte ich sein, wenn ich älter oder alt bin? Wer möchte ich sein? Möchte ich unzufrieden sein, obwohl es mir gut geht? Angst haben vor Veränderungen?

Natürlich möchte ich dankbar sein für das, was ich habe. Auch Veränderungen offen begegnen können. Oder meinetwegen auch Angst haben, aber in der Lage sein, darüber reden zu können und mich auch gut selbst oder mit Hilfe anderer co-regulieren zu können. Und sobald man aufs Kerngefühl trifft, hat man sowieso gewonnen. Gewahrsein ist alles.

Ich bin ja immer lange im Bad, also habe ich auch darüber nachgedacht, warum mir manche Dinge überhaupt so auf den Sender gehen. Geizige Menschen nerven mich zum Beispiel. Die Frage ist also: Wo bin ich selbst geizig oder bin ich sogar neidisch auf das durch „Geiz“ entstandene Vermögen? Meckernde Menschen nerven mich auch. Die Frage ist also: Meckere ich auch viel? Oder würde ich gerne mehr meckern, mache es aber nicht, weil es nicht zu meinem so positiv sein wollenden Selbstbild passt? Bringe das in die Welt, was du sehen möchtest.

Ich kann diese Themen nicht heute und nicht morgen und vermutlich auch nicht in einem halben Jahr auflösen, aber ich kenne sie. Das sind doch vielleicht schon mal gute Voraussetzungen, reflektiert und nicht so gnatterig älter zu werden 😀

Und während mir all diese Gedanken Bad so durch den Kopf gehen, steigt neben dem kleinen Badezimmerfenster auf Madeira ein Falke auf. Sofort ist Dankbarkeit da, zu 100 Prozent.

Gedanken in Ruinen – Dienstag, 27.02.2024

Heute ist es sehr spät. Entsprechend träge sind schon meine kleinen grauen Zellen (Poirot lässt grüßen 🙂

Der Tag heute war bunt gemischt. Eine Seilbahn fuhr nicht, weil es zu windig war. Am Emotionalsten war der Besuch eines meiner spirituellen Lieblingsorte hier, eine Quelle mit einer Marien-Statue. Jemand hatte frische Blumen hingestellt: wunderschöne Orchideen, Farnblätter, Bananenblätter und eine kleine Protea-ähnliche Blüte.

Wir sind auch an einer Hausruine vorbeigekommen, ein klassischer Baustil, aber auch schon so lange kaputt, wie wir diese Insel besuchen. Von innen an der Grundstücksmauer die gemauerten Bänke, die ich so liebe. Links und rechts der Pforte. Die hier auch oft die Kirchen an den Mauern haben. Plätze zum Reden.

Schon oft habe ich hier an Hausruinen die noch erhaltenen gemauerten Bänke gesehen. Ich sehe die Bänke und ich sehe die Geschichten. Wie oft die ehemaligen Bewohner hier wohl gesessen und mit ihren Besuchen – vielleicht Nachbarn, Kinder, Geschwister, Enkelkinder – geplauscht haben? Und worum es dabei ging? Vielleicht übers Wetter. Vielleicht aber auch über Träume: neue Träume, alte Träume, begrabene Träume, wiederbelebte Träume. Geburtstage, Umzüge, Leben und Tod. Kreisläufe.

Diese Gedanken stimmen mich jedes Mal ehrfürchtig gegenüber dem, was wir JETZT haben.

Gedanken festhalten – Mittwoch, 28.02.2024

Es ist wieder spät und der Tag war ausgefüllt.

Wie jede/r habe ich am Tag oft Gedankenblitze. Finde sie total einleuchtend und toll und denke noch: „unbedingt merken“. Natürlich sind sie später weg. Schön wäre es, einen Weg zu finden, diese Gedankenblitze für später aufzuheben.

Die Hürde ist die Höhe des Aufwands, den es braucht, um etwas zum Aufschreiben zu finden. Natürlich.

29. Februar – Donnerstag, 29.02.2024

Dieses Jahr hat 366 Tage. Mehr geht heute nicht. Happy 29. Februar 🙂

Ausreichend viel von allem – Freitag, 1.3.2024

Heute war ein langer, schrittreicher und ausgefüllter Tag. Ausreichend viel von allem: Bewegung, Natur, neue Menschen, Kulinarik, Gespräche. War schön, davon möchte ich weiter mehr 🙂

Einen schönen restlichen ersten März.

Urlaub – Samstag, 2.3.2024

Immer noch auf Madeira. Jetzt erst so langsam merke ich, dass ich hier ankomme auf der Insel, nach ca. 1,5 Wochen. Ich bräuchte noch länger, um so richtig ins Inselleben einzutauchen und um ein bisschen Normalität aufkommen zu lassen. So sind wir in diesen Tagen wenig „zu Hause“ und ich komme kaum zu schreiben.

Aber was soll’s, zu Hause wird wieder Zeit genug sein. Hauptsache dranbleiben. So wie genau jetzt, in diesem Moment.

Schon die 3. Woche 🙂 – Sonntag, 3.3.2024

Ich bin mächtig stolz. Konnte ich mich sonst nicht aufraffen, an irgendetwas dranzubleiben, kommt jetzt aus einer Ecke ein ungeahntes Durchhaltevermögen.

Ich erinnere mich am Tag dann und wann daran, mich als Schreibende zu sehen. Dass ich „es“ gefunden habe.

Ich schreibe ja eigentlich schon viele Jahre, nur nicht für mich. Fast jeder Job hatte etwas mit Schreiben zu tun, egal ob es nun Softwarehandbücher, Online-Hilfen oder Marketing-Texte waren. Das wird mir jetzt im Nachhinein klar. Für den Außenstehenden haben diese Dinge vielleicht nicht viel gemeinsam, für mich schon. Und ich denke, dass das der Grund ist, warum mir das Schreiben im privaten Bereich nicht gefehlt hat, denn ich schreibe ja schon seit Jahren fast jeden Tag, nur eben im Beruf, d. h. nicht im privatem Kontext. Einleuchtend irgendwie.

Doch warte … im privaten Kontext habe ich auch schon mal eine Zeit lang geschrieben. Und zwar für meinen Reiseblog waldspaziergang.org. Ich hatte nie einen genauen Plan für den Blog, außer, dass es um Natur und das Draußensein gehen sollte. Irgendwann wurde ein Blog für Madeira daraus. Wo wir jetzt auch gerade wieder sind.

Schon oft habe ich überlegt, den Blog zu schließen. Ich finde Reiseblogs nicht mehr zeitgemäß. Nicht mehr zeitgemäß im Sinne von „heute hier, morgen da, wir reisen um die Welt; die 3 Dinge, die du in XXX gesehen haben musst“. Die Zeiten haben sich geändert. Oder haben sich nur meine Zeiten geändert? 😀 Wer weiß das schon. Ich weiß, dass ich nichts weiß, oder wie war das?

Einen schönen Sonntagabend ins kreative Universum.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert